Sportfest der Vielfalt in Günding

Der 9.Juli 2023 ist mal wieder ein heißer Tag um die 30 Grad, vor allem in der Sonne brauche ich zumindest eine Kopfbedeckung. So richtig weiß ich gar nicht wer heute zum Sportplatz nach Günding kommt, habe ja überall Werbung gemacht, aber es gibt ja noch andere Möglichkeiten den Tag zu verbringen. Und auch ich schaffe es nicht gleich zu Beginn da zu sein, die Ansprache des Bürgermeisters habe ich also schon mal verpasst. Aber er ist noch da, als ich eintreffe, neben ihm kann ich auch noch anderer politischer Prominenz die Hand geben.

Für Kinder ist wirklich richtig viel geboten, von ganz klein bis halbwüchsig sind auch viele da. Ich rate noch wie das alles funktioniert und stoße dabei schon unvermittelt auf unseren Martin Modlinger, der mit seinem Filius schon mitten im Geschehen ist. Da sind Sportübungen wie Medizinball-Werfen dabei. Etwas später auch die Übungen zum Bachmuskeltraining, wohl insgesamt sechs Parcours, die man auf einer Karte eintragen kann. Die beiden machen das und ich schaue mir das an. Wenn Martin so Werte um die 30 erkämpft, stelle ich mir vor, dass das dann eines Tages Prozente für uns Grüne bei einer Wahl sein könnten. Günding ist tatsächlich unsere Hochburg in Bergkirchen, wo wir in einem Wahllokal die 30% erreicht hatten.

Meine Gedanken gehen aber wieder zum Sinn dieser Veranstaltung zurück, als wir zum Stand mit Ute Hönle kommen. Sie ist Koordinatorin der intergenerativen Anlaufstelle im Sozialbüro der Gemeinde Bergkirchen. Hier probiere ich mit einem Rollstuhl über ein paar Bretter zu fahren. Das geht ohne Hilfe auch bei einigen Versuchen nicht. Eine Idee zu bekommen wie etwa ältere Leute mit eingeschränkten Möglichkeiten im Alltag zurecht kommen müssen, kann hier praktisch erlebt werden. Martin wühlt mit engen Handschuhen in einer Geldbörse und braucht relativ lange alle Cents zu zählen. Der Höhepunkt hier ist das Handicap-Badminton, mit Knieschonern, Ellenbogenschonern und Handschonern, sollte das der richtige Ausdruck sein. Martin darf seine Brille ablegen und ich bekomme dafür eine Brillenvariante, mit der ich lediglich noch ein paar Farbflächen sehen kann. Das geht eigentlich nicht gut, man ahnt so nur was sich um einen bewegt. So eingeschränkt geht es nicht, wir machen ein paar Bälle hin und her, ohne dass ich blind bleibe.


Das Schöne am heißen Wetter ist, dass man es auch sehr genießen kann, den Durst zu löschen. Auch essen und trinken kann man beim SV Günding recht gut. So komme ich auch mit Modlinger Junior ins Gespräch, er hat den Kicker entdeckt und will da unbedingt hin. Nach langen Verhandlungen, was nun von den Pommes noch gegessen werden soll, klappt das auch. Nach ein paar Minuten kommt Verstärkung, auch meine befreundete ukrainische Familie ist eingetroffen. Am Kicker haben groß wie klein richtig Spaß, da muss man gar nicht viel sprechen. Wobei wir dann doch viel gesprochen haben, weil unsere Ukrainer meist schon sehr gut Deutsch können. Auch daran hat die Jugendabteilung des SV Günding einen Anteil. Letztes Jahr hat man sogar mich integriert und ich konnte damals meine verschütteten Fußballkünste wieder finden. Wir treffen auch auf Jens von der Jugendabteilung, da geht es gleich darum das Trainingslager am Ende der Sommerferien zu planen.
Martin verabschiedet sich, sie fahren zum nächsten Event wo sie Frau und Schwester treffen.


Man kann der Hitze ausweichen, wenn man zum Rollstuhl-Basketball in die Halle geht. Die ukrainischen Jugendlichen sind da gleich dabei, wir Erwachsenen brauchen etwas länger, um uns in diese sportliche Gefährte zu setzen. Der Krieg wird hier zum Thema, viele Soldaten, aber auch zivile Opfer der Raketenangriffe werden diesen Sport vermehrt versuchen, wenn es anders nicht mehr geht.
Es sind seltsame Gedanken, wenn man auf die Jugendlichen im Rollstuhl schaut. Es macht ihnen Spaß, wissen aber um die Tragik. Als Vater oder eben als einer der älteren Generation, wünscht man, dass es diese jungen Menschen nie treffen wird. Auch deswegen sind sie nach Deutschland geflohen. Ich bin froh, dass meine Heimat eine Zuflucht für Menschen aus aller Welt ist und auch weiter sein kann.


Zwischendrin kommt unsere Karin vorbei, erwähnt etwas vom Zumba und geht wieder nach draußen. Etwas später folgen wir ihr und bestaunen den Auftritt der Tanzgruppe. Ich lenke derweil die Gruppe noch zum Stand des KJR, denn meine ukrainische Familie sollte, neu nach Dachau gezogen, etwas mehr Anschluss finden. Wir bekommen eine gute Beratung, nehmen die Kontaktdaten und ein paar Broschüren mit, da sollte sich in nächster Zeit etwas finden lassen. Und auch hier haben wir Gummibärchen bekommen …

Weiter zieht es uns zur letzten verbliebenen Fußballattraktion. Nachdem es dieses Jahr kein Turnier geben konnte, bleibt noch das Scheibenschießen mit dem Klettball. Da haben wir nach anfänglichem Versagen dann doch noch Freude und Erfolg. An dieser Station beginnt dann auch der Abbau des Sportfestes, die Luftzufuhr der benachbarten Hüpfburg wird abgestellt. Ich finde alles sehr gelungen, habe vier Stunden Unterhaltung und Freude gefunden. Man sollte sich den Termin für Juli 2024 schon wieder in den Kalender eintragen!

Stefan Haas, 9.Juli 2023
Gemeinderat Bergkirchen

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