Klimafreundliche Fernwärme – Wunsch und Wirklichkeit

Es ist eigentlich nicht schwer zu verstehen, bei der Verbrennung von Kohlenwasserstoffen entstehen neben viel Wärme Kohlendioxid (CO2) und Wasserdampf. Zum Müll, der im Heizkraftwerk Geiselbullach verbrannt wird, heißt es unter www.gfa-online.com/abfall-als-energiequelle ‚Über 50% des nicht stofflich verwertbaren Siedlungsabfalls besteht zudem aus nachwachsenden Rohstoffen und ist somit den erneuerbaren Energien zuzurechnen.‘ Im Umkehrschluss folgt, dass fast 50% der Energie aus fossilen Quellen genutzt wird. In Veröffentlichungen der Gemeinde Bergkirchen wird von umweltfreundlicher, ökologischer und CO2 -neutraler Fernwärme geschrieben. So etwa in der Bürgerinfo in der 4.Auflage von 2021 auf Seite 38-39. Wahr ist sicher, dass die Nutzung der Wärme aus der Verbrennung des Mülls im Jahresdurchschnitt um die zwei Millionen Liter Heizöl in Bergkirchen ersetzen kann. Aber kann man bei weit über 100000 Tonnen CO2 -Ausstoß im Jahr in der Anlage der GfA davon sprechen, ‚die CO2 -Emissionen im Gemeindegebiet radikal zu vermeiden‘ ?

Fernwärmeübergabestation der EWG Bergkirchen

Ein Artikel der Ausgabe Heimatgefühl, eine Anzeigensonderveröffentlichung der Dachauer Nachrichten von 2020/21, schreibt auf den Seiten 24-27 über das ‚bemerkenswerte‘ Fernwärmeprojekt in Bergkirchen unter der Überschrift ‚Kein Kamin weit und breit‘. Doch, vom Gewerbegebiet GADA, auf das sich die Sicht bezieht, kann man sehr wohl den Kamin der benachbarten Müllverbrennung sehen. Das Problem löst sich nicht in Luft auf, auch wenn man sich das einbilden möchte. Den Leuten zu erzählen es würden keine Klimaschädigungen verursacht, ist Unsinn und bringt Ärger, den es nicht braucht. Schonungslose Klarheit wird einem niemand verübeln, die Dinge sind so einfach nicht. Die Geschichte der Fernwärme in Bergkirchen handelt von Pragmatismus, guten Absichten, einigen Verklärungen und ist, das ist das Wesentliche, noch lange nicht zu Ende erzählt.

Die Bürgerinnen und Bürger in Bergkirchen haben das Recht darauf unvoreingenommen informiert zu werden.

Die schlechte Nachricht ist, wir (alle auf diesem Planeten) haben das Problem mit dem Müll nicht gelöst. Auch wenn die Variante Verbrennung aus vielen Gründen besser ist als die (frühere) Variante Deponie, zerstört unser Müll weiter die Zukunftschancen nachfolgender Generationen. Wir werden andere Lösungen finden müssen, insbesondere Abfall zu vermeiden und Kreislaufwirtschaften aufzubauen.

Die gute Nachricht ist, die Investitionen in die Fernwärme, also dem Verteilungsnetz, können noch über Generationen gut angelegtes Geld bleiben. Und deswegen braucht auch keiner der früheren oder aktuellen Kommunalpolitiker wegen dieses Artikels beleidigt sein, man hat wirklich ein erfolgreiches und zukunftsträchtiges Projekt begonnen und weitergeführt. Auch ich habe bei mehreren Abstimmungen für den Ausbau gestimmt.

Ein positiver Ausblick in die Zukunft, und dazu sind wir verpflichtet, heißt, dass unser Wärmebedarf nicht weiter von Verbrennung aller Art abhängig sein darf. Auf die energetische Verwertung von echten Reststoffen werden wir weiter im möglichen Rahmen setzen. Wir arbeiten aber heute daran, die Windkraft und die Stromgewinnung von morgen sicherzustellen. Diese wird die alten Stromquellen weiter ersetzen und auch nicht bei weiteren Aufgaben, wie der E-Mobilität, enden. Insbesondere wird Windkraft in Kombination mit ausreichendem Ausbau von Photovoltaikflächen auch unseren Wärmebedarf (und vermehrten Kühlungsbedarf im Sommer) sicherstellen. Wärmepumpen in allen Größen und vielfältige Zwischenspeicher, von elektrisch bis heißem Wasser, werden Teil der Wärmeplanung sein.

Der Atmosphäre kann man nichts von gutem oder schlechten CO2 erzählen. Klimagase bauen sich viel zu langsam ab und halten noch über Jahrhunderte mehr Wärme auf der Erde als uns gut tut, selbst wenn wir sofort und überall alle Klimagas-Emissionen stoppen.

Wenn der Bergkirchner Bürgermeister in www.merkur.de/lokales/dachau/bergkirchen-ort28367/drei-flaechen-in-bergkirchen-fuer-die-windkraft-geeignet-92358436.html am Ende von ‚klimafreundlichen Wärmeversorgung‘ spricht, dann hat er das alles im Sinn. Den Themen kommt man nicht aus, wenn man engagierte Leute im Gemeinderat hat. Man sollte auf journalistischer Seite in Zukunft auf jeden Fall mehr nachfragen, denn die Energiewende ist gerade auf kommunaler Ebene eine umfangreiche und komplexe Aufgabe. Und stolz können wir darauf sein, dass wir sie alle angehen, auch wenn man weiter viel diskutieren und um die besten Lösungen ringen muss.

Stefan Haas, im Juni 2023
als Ortsverbandssprecher Grüne Bergkirchen und als Gemeinderat Bergkirchen

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