Grüne Flyer in Bergkirchen

Als ich zu den Kommunalwahlen 2020 zum ersten Mal in der Gemeinde Flyer verteilt habe, kam ich in Straßen, in denen ich nie in den vergangenen 50 Jahren war. Damals ist mir aufgefallen, dass doch etliche Briefkästen lange nicht mehr in Gebrauch waren. Später auch, dass in Bergkirchen viele auswärtige Arbeiter in so manchen Wohnungen untergebracht sind. Man sieht manche Gewerbegebiete, manche Ecken die verwildert oder unverändert sind, wie ganz früher. Interessant ist so eine Runde allemal. 2020 haben wir unsere Flyer zur Gemeinderatswahl komplett selbst gestaltet. Dazu Bilder gemacht. Es waren die Zeiten kurz vor der Pandemie.

Heute sind wir in Zeiten nach der Pandemie, mit Krieg den Russland nach Europa getragen hat. Andere Themen wie weltweite Flucht und Hilfe, die Änderung des Klimas, die Erderhitzung, haben sich entwickelt. Kaum zum besseren. Und wir haben neue Themen, aus Bund und Land.

Für die Wahl zum Landtag und zum Bezirkstag haben wir unsere Kandidaten Martin und Dale vorgestellt, kurz in Bild und Text. Viel mehr steht auf den Seiten der Grünen Dachau. Dazu ein allgemeiner Flyer, der zusammen fasst, was auf den Motiven der Plakate steht. Eigentlich hätte man das alles in einem Papier haben können, vermutlich ist es aber einfacher und billiger das aufzuteilen.

Die Zeit der letzten Jahre, die letzten Monate und Wochen haben mich bewogen ein paar grundsätzliche Dinge anzusprechen. Ich denke man muss in Bergkirchen viel mehr über Politik sprechen. Viel mehr die Dinge zusammen anpacken, es geht uns nicht nur die Kommune an, wir sind auch Bürgerinnen und Bürger Bayerns, Deutschlands und Europas. Mir ist nicht klar, wie das mit der Zusammenarbeit bei uns weiter geht. Im Wahlkampf werden unsägliche Sachen gesagt, die auch noch Jahre weiter wirken könnten. Die Demo von Erding ist so ein unglaubliches Ereignis.

Bewusst Möglichkeiten auszulassen, um auf den politischen Mitbewerber einzudreschen, sich mehr auf das erfolgreiche Vermächtnis und das gute Vorbild der Vorgängergenerationen zu beziehen, das halte ich für den besten Weg die Gegenwart zu bestehen und die Zukunft vorzubereiten.

Hier der Text unseres Flyers für Bergkirchen:

Liebe Wählerinnen und Wähler,

mit den Briefwahlunterlagen können Sie schon heute wählen, wer im Maximilianeum die Bürgerinnen und Bürger Bayerns nach dem 8.Oktober 2023 vertreten wird. Und ab Mai 2024 bestimmen Sie mit, welche Parteien im Europäischen Parlament nach dem 9.Juni 2024 die Richtung vorgeben werden.

Lassen Sie mich dazu einige Dinge klar aussprechen.

Nur zusammen sind wir stark

Politiker und Politikerinnen sind von unterschiedlichen Talenten, von Können und Erfahrungen geprägt. Überwiegend üben sie ihre Rolle im Ehrenamt aus. In Verantwortung sind die allermeisten tatkräftig, ergänzen sich erfolgreich und setzen die Vorhaben um, die sie in ihren Parteien mit ausgearbeitet haben. In allen Bundesländern gibt es heute Koalitionsregierungen, es wird täglich um den besten Weg gerungen. Im Maschinenraum der Demokratie ist es auch laut und unsauber. Über die grundsätzlichen Ziele sind wir uns in freien Gesellschaften aber meist einig. Im Ziel ankommen können wir nur gemeinsam und tun es auch. Wir haben das über die vergangenen Jahrzehnte bis heute bewiesen, wir sind immer noch auf dem richtigen Kurs. Damit würdige ich ausdrücklich alle Generationen, die den Aufbau Bayerns seit 1946 geschafft haben.

Die Zeiten heute sind bedrohlich, wir brauchen Mut und Zuversicht

Es bedrückt uns alle, wenn in so vielen Ländern der Welt Krieg herrscht. Die Ursachen für Krieg, gerade auch gegen die Ukraine, bleiben der Nationalismus, das Schüren von Feindschaft und Angst, das Streben nach Hegemonie über andere Staaten. Die Gemeinschaft, die europäische Männer und Frauen nach dem zweiten Weltkrieg aufgebaut haben, bewährt sich gerade. Die EU, das sind wir und das gelungene Erbe des Aufbaus seit den Römischen Verträgen von 1957. Wir können uns heute behaupten, auch als Mitglied der NATO. Und die Bilanz ist so schlecht nicht.Der wirtschaftliche und kulturelle Erfolg wird bleiben, wenn die demokratischen Parteien und Staaten in Europa weiter konstruktiv zusammen arbeiten. Trotz massiver und bedrohlicher Einflussnahme von außen, teils anmaßenden Missbrauchs der Solidarität im Inneren, ist diese Europäische Union ein Garant für Frieden und Freiheit. Unser Tun und Lassen wird darüber entscheiden, ob dies so bleibt. Wir müssen uns gegen stürmische Herausforderungen wappnen.

Niemand ist darüber froh, dass spätestens seit dem 24.Februar 2022 die Versorgung mit Öl und Erdgas in Europa wankt. Wir fragen uns, mit welchen Abhängigkeiten und welchen Grundlagen unsere Kinder und deren Nachkommen ihr Leben werden bestreiten müssen.
Was wird von unserer Kulturlandschaft bleiben, wird man sich weiter vom eigenen Boden ernähren können? Was wird von unserer Natur bleiben, können wir unsere Wälder und Flüsse für kommende Generationen erhalten?

Bergkirchen und Dachau

Warum schaffen wir es nicht ausreichend Wohnraum zu erhalten, neu zu bauen oder leeren, verfügbaren Wohnraum anzubieten? Warum schaffen wir es nur knapp, soziale und gesundheitliche Standards zu halten oder handwerkliche und andere Dienstleistungen ausreichend vorzuhalten. Liegt es am demografischen Wandel, an zu wenig oder zu viel Zuwanderung? Welche Bildungschancen geben wir unseren Kindern, den hier aufwachsenden Menschen? Was können wir selbst dazu tun?

Im Bergkirchner Gemeinderat kann man richtig viel verwirklichen, man arbeitet gut und konstruktiv zusammen. Man könnte aus meiner Sicht mehr Öffentlichkeit wagen. Ohne den Mut und dem Willen in den Kommunen geht eben nichts. Die Energiewende ist ein Testfall, dem wir uns jetzt und in den kommenden Jahrzehnten stellen. Ich habe dabei nur wenig Sorge. Wir haben genug gute Möglichkeiten, unsere Versorgung als Bürgerschaft zu stemmen. Aber schon ab Ebene Landkreis machen Bürokratie, Kompetenzmangel und Eigenwilligkeit zu oft das Leben schwer. Und wer hat noch nicht von den Standards im Dachauer Krankenhaus erfahren? Als Angehöriger von Betroffenen ist das für mich, neben der Wohnungsnot, eines der traurigen Kapitel in unserem Landkreis.

Zu vielen lebensnahen Themen vermisse ich eine positive Tatkraft des Freistaates Bayern. Schon viel zu lange!

Der Wahlkampf. Weiter nur die Bühnen für Egomanen

Lebensnahe Themen, wo werden sie erläutert? Wer übelste Feindbilder im demokratischen Spektrum aufbaut, um seine Erfolglosigkeit und sein Nichtstun zu verstecken, kann nichts zu einer guten Zukunft beitragen. Welche Gefahr von Polarisierung und Maßlosigkeit in politischen Reden ausgeht, müssen wir leidvoll beim Blick auf die USA erfahren. Alternativwelten, die auf digitalen Volksempfängern erschaffen werden, sind in Deutschland wieder angesiedelt. Unsere Nachbarn, die die Gewaltenteilung aushöhlen, sind auf dem Weg in den illiberalen Staat. Gehört denen die Zukunft, die immerzu alles demokratisch erreichte schlecht reden und zerstören wollen? Denen, die ein neues Heil suchen?

Die erfolgreiche Demokratie lebt von Zusammenarbeit, nur engagierte Menschen erhalten ihre Stärke!

Gehen Sie in die Ortsverbände der Parteien, sprechen Sie mit den Politikern und Politikerinnen, die sich zur Wahl stellen. Lesen Sie sich wenigstens die Kurzprogramme der Parteien durch. Interessieren Sie sich, denn wir brauchen gerade die informierten Leute in der Politik. Und das sind nicht nur die einen, sondern auch die anderen, vielfältig in der Herkunft, ob Mann oder Frau, jung oder alt. Aber eben zusammen alle, die aufgefordert sind für ihre Heimat eine Stimme abzugeben. Nein, damit alleine ist es nicht getan. Bleiben Sie neugierig, bleiben Sie offen, gerne auch kritisch und vor allem, bleiben Sie dabei. Dieses Mal auf Landesebene, bald schon zur Europawahl. 2025 sind bereits wieder Wahlen zum Bundestag und 2026 sehen wir uns zur Kommunalwahl in Dachau und Bergkirchen.

Bleiben Sie gesund und guten Mutes!

Mit besten Wünschen,
Stefan Haas
Sprecher Ortsverband Bündnis 90/Grüne Bergkirchen

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