Besuch des Umspannwerks bei Oberbachern

Es ist schön eine technische Bildungsveranstaltung wahrnehmen zu dürfen, die ich mit dem Fahrrad erreichen kann und das bei bestem Frühlingswetter. Mit drei weiteren Gemeinderäten werde ich von gut gelaunten Mitarbeiter:innen von Tennet begrüßt und mit weißem Helm und gelber Warnweste auf den Rundgang durch die Anlage vorbereitet. Man darf den Weg nicht verlassen, keine Knöpfe drücken und auch nicht an den vielen Elementen hochklettern, die sich da anbieten würden.

Zur Tennet gehören die Höchstspannungs-Übertragungsleitungen mit 220 kV und 380 kV, die über Gemeindegebiet den Strom weiterleiten. Vom Norden her ist die neue Trasse geplant, welche die bisherige ablöst. Heute ist zufällig auch der Tag an dem der neue Netzplan veröffentlicht wird. Darin werden die Entscheidungen, die im Zuge der Energiewende getroffen sind, in konkrete Ausbaupläne umgesetzt. Wobei freilich auch die langfristige Planung verwirklicht wird. Die Anforderungen an den Ausbau sind nun aber klar ambitionierter geworden. Auch im Umspannwerk wird die Technik zur Netzstabilisierung ausgebaut, die neue Energiequellen gut einbinden können.

Ein Teil der Bauarbeiten ist der maximalen Lebensdauer geschuldet. Die Technik, die seit den 70er Jahren in Betrieb ist, das betrifft den Sektor mit den 220 kV, wird erst komplett ersetzt, dann abgebaut. Am freiwerdenden Platz wird dann der Bereich zu 380 kV erweitert.

Diese Höchstspannung ist nicht so einfach zu handhaben. Man braucht die massiven Schaltelemente, die man in großer Zahl in Reihen und Feldern sieht. Um eine Leitung mit Höchstspannung tatsächlich zu unterbrechen, braucht es mehr als einen Schalter, wie man ihn sonst im Haus hat. Wir bekommen zu sehen, wie man eine Leitung abschaltet, also den Stromfluss neu verzweigt. Man macht dies sonst um Wartungsarbeiten durchzuführen, heute zur Anschauung.

Es macht richtig Krach, man sieht und hört wie der Stromüberschlag an den Schaltelementen passiert.


Es ist ganz ähnlich zu den Vorführungen im Deutschen Museum, die man als Schüler mindestens einmal gesehen hat und was einem gut in Erinnerung bleibt. Schon deswegen hat es sich gelohnt.

Störfälle oder Problemlagen gibt es eigentlich kaum. Meist stehen geplante Wartungsarbeiten an. Wobei man freilich erwähnt, dass der Service durch Firmen wie Siemens oder General Electric schwieriger geworden ist. Schäden durch Stürme sind von jeher bekannt, können heutzutage aber auch mit Technik wie Drohnen gut diagnostiziert werden. Dadurch, dass man so viele Komponenten redundant vor Ort hat und immer mehrere Leitungsstränge zur Verfügung hat, ist die Sicherheit der Versorgung in höchstem Maße gegeben.

Nach diesem Rundgang kommt auch jemand von den Bayernwerken hinzu. Die sind für das Verteilernetz zuständig, haben hier im Umspannwerk die 110 kV Abteilung im Ausbau.

Am Aushang des Plans wird nochmal klar, wie der Ausbau auf dem Gelände in den kommenden Jahren weiter geht. Zu den Gesprächen bei Kaffee und Gebäck können wir Helm und Warnweste wieder abnehmen. In den Einzelgesprächen scheine ich nicht all zu viel Unsinn zu erzählen oder man ist nur freundlich zu mir. Nein, es ist ja klar, dass der Ausbau der Netze genauso geschehen muss wie der Ausbau von Windkraftanlagen und Photovoltaik in großer Fläche.

Und auch, dass man sich in der Gemeinde, wo einerseits der Strom für die Weiterleitung herkommen soll, aber auch für den Verbrauch vor Ort verbleiben soll, noch viele Gedanken machen muss. Es müssen noch viele Regularien fallen. Schon angefangen bei der Absurdität, dass Tennet nicht eigene PV-Module auf deren Bürogebäude in Betrieb nehmen darf, obwohl sie das technisch sinnvoll und Energie sparend machen könnten.

Immerhin ist es nun in Pilotanlagen möglich, dass Tennet Batteriespeicher mit spürbarer Kapazität dazu bauen darf. Der Wille zu pragmatischen Lösungen kommt nun endlich auch von Seiten des Gesetzgebers. Die Auflagen hinsichtlich Umweltschutz sind schon deutlich übersichtlicher geworden. Ich merke auch, dass die meist jungen Ingenieur:innen nicht nur wegen des Wetters gut gelaunt sind, sondern weil in der Branche eine Aufbruchsstimmung zu spüren ist. Es macht Spaß auch einen Blick in die ferne Zukunft zu werfen, über Supraleitung, Kernfusion und Wasserstoff zu sprechen, die Umgestaltung der Infrastruktur ist eine riesige Aufgabe, aber eben auch eine lohnende. Man ist sich auch einig, dass die Übernahme von Tennet durch den Bund als systemrelevante Infrastruktur sinnvoll ist.

Wir kommen zum Schluss, dass der Besuch ein guter war, wir viele Eindrücke und neues Wissen erfahren haben. Freilich werden wir weiter Fragen haben, es werden uns Probleme begegnen, zu denen wir uns immer wieder neu abstimmen müssen und werden. Aber ich bin ein Stück zuversichtlicher geworden, ich merke, dass viele Leute an einem Strang ziehen und dass die Herausforderungen der Energiewende gemeistert werden können.

Auch bei uns in der Gemeinde Bergkirchen.

Stefan Haas, 22.März 2023
Gemeinderat Bergkirchen