Aus is mit da Wies`n 12. Februar 2021 Wohnungsnot versus Flächenfraß – wie kann Deutschland dieses Problem lösen? 1,8 Mio. leerstehende Häuser, aber auch 6,4 Mio. Menschen in zu kleinen Unterkünften: Das umreißt ganz grob das Problem, vor dem Deutschland als Gesellschaft steht. Dass die Mieten in den Ballungsgebieten explodieren, spüren viele hier in der Metropolregion München am eigenen Geldbeutel. Die Bundesregierung arbeitet seit einiger Zeit daran, die Wohnungsnot zu bekämpfen, mit dem „Flächenfraß-Paragraphen“ §13b. Umweltschutzverbände haben diese Änderung im Baugesetz so getauft, da damit deutschlandweit viele Wiesen und Äcker in Neubaugebiete umgewandelt werden. Allerdings wurde damit nicht so viel neuer Wohnraum geschaffen wie vom Gesetzgeber erhofft, sondern es sind v.a. viele Einfamilienhäuser entstanden. Dörfer und Kleinstädte fransen aus, da an ihren Rändern viel gebaut wird, oft veröden jedoch die Innenbereiche. Leerstehende große Bauernhöfe und größere Wohnhäuser, in denen aber nur noch wenige, meist ältere Menschen leben, prägen oft das Ortsbild. Auf der einen Seite gibt es eigentlich genug Wohnraum, auf der anderen finden junge Familien aber nichts, was sie sich leisten könnten. Komplexe Probleme erfordern ungewöhnliche Lösungen Eine Vermittlungs-Börse wäre vielleicht eine Lösung. Dabei schafft sich die Kommune einen Überblick über leerstehende Gebäude und Baulücken in den Orten. Statt neue Baugebiete auszuweisen wird der Altbestand in Zusammenarbeit mit den EigentümerInnen saniert, große Gebäudeeinheiten kann man in Wohnungen für mehrere Familien umwandeln. Ältere Menschen, oft alleinstehend, könnten in ihren zu groß gewordenen Häusern mit jungen Familien zusammen wohnen – Mehrgenerationen-Projekte entstehen. Die EigentümerInnen erhalten Unterstützung, müssen nicht mehr allein leben und helfen dafür beispielsweise im Gegenzug bei der Kinderbetreuung. Im deutschen Schnitt lebt ein älterer Mensch als Eigentümer auf immerhin 97 qm, als Mieter immer noch auf 57 m². Dies wird jedoch nicht ausreichen. Zwei Studien der TU Darmstadt zufolge könnten in D ca. 2,5 Mio. neue Wohneinheiten entstehen – indem man auf bereits existierende Gebäude aufstockt! Holz als leichter Baustoff würde sich hier anbieten, darüber hinaus bindet Holz als einziger Baustoff CO2. Die Vorteile: Der Druck auf die Natur geht zurück, fruchtbares Ackerland kann weiter bewirtschaftet werden. Deutschland versiegelt zur Zeit immer noch 56ha Boden PRO TAG (Mittelwert der Jahre 2015 bis 2018), Bayern fast 11ha pro Tag. Die Bundesregierung wollte diesen immensen Verbrauch bereits bis zum Jahr 2020 deutlich verringern, auf weniger als 30 ha/p.d. Dies ist allerdings nicht gelungen und so wurde das Ziel einfach auf 2030 verschoben. Parallelen zu den deutschen Klimazielen scheinen hier auf. Sollten wir uns vom Traum des eigenen Hauses im Grünen allmählich verabschieden? Weil sonst kein Platz mehr bleibt für Wildnis und Natur? Ruth E. Göttler, 12.02.2021