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„Der französische Präsident Macron, der deutsche Bundeskanzler Scholz und der bayrische Ministerpräsident Söder besuchen ein Atomkraftwerk.“ So könnte ein Witz beginnen, ähnlich als wenn der Fraktionsvorsitzende der Union, Merz, das Atomkraftwerk Isar II, Betreiber PreussenElektra, mit gut 11 TWh Stromerzeugung im Jahr 2018, besichtigt.

Herr Macron hat tatsächlich viel mit Atomkraft zu tun, der französische Staat will oder besser muss den größten europäischen Stromanbieter EDF verstaatlichen. Offensichtlich kann man mit französischer Atomkraft kein Geld drucken. Mit 42 Milliarden Euro in der Kreide muss man schon gehörig Pech gehabt haben. Ob hier schon die Kosten für die Endlagerung des Atommülls berücksichtigt sind, oder der Rückbau von schrottreifen Reaktoren? Man mag es selbst recherchieren.

Aktuell geht es aber in Deutschland um das Ziel den kommenden Winter 2022/2023 gut zu überstehen. Erdgas ist dringend benötigt und man muss von den Lieferungen des Kreml Abstand nehmen, will man sich nicht weiter an ein totalitäres Regime anbiedern und dessen Kriege und die Unterdrückung des russischen Volkes finanzieren.

Mit Erdgas wird nicht nur flexibel Strom erzeugt, man heizt auch damit. Das machen die verbliebenen deutschen Atomkraftwerke nicht und sie können nur Grundlast. Und damit ist auch schon alles wesentliche gesagt. Hier ist zu ergänzen, dass auch das AKW Isar II im Lastfolgebetrieb gefahren wird. Dabei wird die Leistung in der Praxis um 10 bis 20% gedrosselt.

Details dazu etwa:

Die Stromerzeugung dieser Atommeiler beträgt etwa 30 TWh in einem Jahr, etwa 5% des in Deutschland erzeugten Stroms. Ein Teil dieses Atomstroms trägt dazu bei, dass erneuerbare Energien jährlich um etwa 6 TWh abgeregelt werden müssen. Die Speicherung ist noch nicht realisiert.

Der Focus hat 2018 folgendes über die Kosten der Stromerzeugung veröffentlicht:

Seitdem haben sich die Erzeugungskosten der erneuerbaren Energien aus Wind und Sonne nochmals vergünstigt. Nicht eingerechnet aktuell die Störungen bei den Lieferketten.

Interessant auch die Zukunft der weltweiten Stromproduktion aus Atom. Ministerpräsident Söder sieht hier keine Bezugsprobleme, man kann seiner Ansicht nach Atombrennmaterial überall kaufen. Überall schließt auch die Förderländer Russland und Kasachstan ein, deren Anteil 40% am Weltmarkt beträgt. Der Abbau an Uranerzen hat seinen Zenit schon überschritten. Wenn Söder nun von ‚alter‘ Kernkraft spricht, die er bis 2024 verlängern will, hat er dann auch schon ‚neue‘ Atomkraft im Kopf mit der er neue Anlagen und neues Stromglück verspricht? Irgendetwas muss er ja gedacht haben und das würde zur Politik der CSU der vergangenen Jahre passen. Verschlafen des Ausbaus der erneuerbaren Energien in Bayern und dann die Wende in eine strahlende Zukunft. An Mythen um die Kerntechnik mangelt es ja nicht. Söder ist übrigens nicht zuständig, es sei denn er hält heimlich Aktien bei PreussenElektra.

Nach 1986 hieß es, so was wie in Tschernobyl kann mit westlichen Reaktoren nicht passieren. Ich halte mich für am Zeitgeschehen interessiert und glaubte vernommen zu haben, ein Reaktorfeuer in Deutschland, Bayern würde von selbst verlöschen, bevor es zum Durchbrennen der meterdicken Brennkammer und zum Freisetzen von Strahlung aller Art kommt. Seit 1986 kennen wir in Bayern etwa das Cäsium-137 angereichert in Pilzen und im Wildtierbestand. Die Strahlung wirkt nur im Bereich von Millimetern, aber einmal im Körper löst es in unseren Zellen Schäden und letztlich Krebs aus. Nicht jeder mag das, viele Leute sind aus den verseuchten Gebieten um Tschernobyl weggezogen. Und aus Fukushima. Ich habe erst nicht verstanden, warum das atomare Feuer der Reaktoren in Fukushima 2011 immer weiter brannte. Die Kühlvorrichtung war ausgefallen und damit die Grundlage für die Mär von sicheren Atomkraftwerken westlicher Bauart. Eine Industrienation wie Japan wusste sich nicht anders zu helfen als die Kühlung mit Meerwasser zu versuchen. So viel an Menge, dass man das verseuchte Wasser wieder in den Pazifik leiten musste. Nachweisbar nun überall auf der Welt. 2011 hat das dazu geführt, dass eine Physikerin als Bundeskanzlerin den Atomausstieg in Deutschland eingeleitet hat.

Da schließt sich der Kreis zu französischen Präsidenten und einem Provinzfürsten aus Bayern, der fürchtet seine Landsleute werden ihm übel nehmen, dass sie ein paar Prozent des verfügbaren Stroms einsparen müssen. Eben weil kein billiges Gas mehr fließt und Strom mangels Trassen nicht mehr im Überfluss die bayrischen Gemeinden erreicht. Dem die Deutungshoheit über die Energieversorgung der Heimat zu überlassen kann kein vernünftiger Mensch mehr wollen.

Aber genau darum geht es, selbst bei der Ampelregierung in Berlin. Streckbetrieb, also das Ausquetschen der letzten Brennstäbe, um noch etwas Strom im Winter zu haben, insbesondere etwa zwei TWh für den Freistaat Bayern. Die stehen zwischen Konsum und überlegtem Verbrauch und das ist freilich eine Zumutung. So schätzt man überall das Wahlvolk ein, vermutlich zurecht.

Und noch was, diese Tage werden Raketeneinschläge um das Atomkraftwerk Saporischschja gemeldet. Aber keine Sorge, die sind eh nicht versichert.

Stefan Haas,
Ortsverbandsprecher Grüne Bergkirchen

Links:

https://www.volksverpetzer.de/faktencheck/5-fakten-zum-atomkraft-ausstieg/

https://www.tagesschau.de/wirtschaft/unternehmen/edf-verstaatlichung-101.html

https://www.focus.de/finanzen/boerse/konjunktur/atom-kohle-gas-wind-solar-welche-stromart-uns-am-wenigsten-kostet_id_11658454.html

https://blog.naturstrom.de/energiewende/abregelung-von-erneuerbaren-energien/

https://www.merkur.de/politik/ukraine-news-russland-krieg-akw-saporischschja-atomkraftwerk-soldaten-raketen-moskau-donbass-zr-91701344.html

https://www.zeit.de/wirtschaft/2023-08/energiekosten-frankreich-kernkraftwerke-niger-uran?utm_source=pocket-newtab-de-de

https://www.spiegel.de/wirtschaft/strompreisdeckelung-edf-verlangt-staatliche-entschaedigung-in-milliardenhoehe-a-d899fbab-5888-49df-8c78-d9c03cc614e2

Und zur Auflösung des Rätsels in der Überschrift:
235U hat eine Halbwertszeit von 703,8 Mio. Jahren. Es ist der natürliche Beginn der Uran-Actinium-Reihe. Es ist spaltbar und hat einen Anteil von etwa 0,7 % in natürlichem Uranvorkommen. Aufgrund seiner Spaltbarkeit hat es große wirtschaftliche Bedeutung.

https://de.wikipedia.org/wiki/Uran